Geschichte des Gut Schloss Gundorf

Am Anfang stand ein schlichter Bau, den man bestenfalls ein Herrenhaus nennen konnte. Erbaut ca. 1720 durch J. E. Kregel. Er wurde ergänzt um einen Seitenflügel, einen Ballsaal und ein Wintergarten. Erst am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde über Nacht und illegal ein Turm angebaut

Gundorfs Geschichte selbst begann bereits 974 mit der Erwähnung auf einer Schenkungsurkunde von Otto II. an den Merseburger Bischof Giseler. Die angrenzende Gundorfer Kirche ist spätromanisch und geht auf das 8. Jahrhundert zurück. Damit gehört der Ort zu den ältesten Dörfern Leipzigs und der Umgebung.

Die heutigen Anlagen gingen aus dem ehemaligen Gundorfer Klostergut (Bistum Merseburg) hervor, das 1661 in den Besitz des Obergerichtsrates J. Fritzsche gelangte. Es erfolgte die Umbenennung in Gut Neuscherbitz.

Von der Erbauung bis zum Jahr 1881 gab es eine wechselhafte Geschichte und zahlreiche Besitzer des Gutes: Der Buchhändler Gleditzsch und dessen Erben, der Oberpostamtsdirektor Welck, der Oberhofgerichtsassessor von Below (1770), der Amtsverwalter Sommer, der Kauf- und Handelsherr Heine aus Braunschweig, der Vater von Karl Erdmann Heine, der Ratsherr und Amtshauptmann Henry Platzmann (1850).

  • 1881 erwarb Albin Ackermann, Buchhändler und Buchdruckereibesitzer (Seniorchef des Teubner-Verlages) in Leipzig das Schloss und Gut. Es folgte 1902 die offizielle Umbenennung in Rittergut Gundorf.

  • Die Parkanlagen wurden mehrmals umgestaltet, bevor sie ihren heutigen Charakter eines englischen Landschaftsparkes erhielten. Er wurde durch den bekannten Landschaftsarchitekten Lenne oder seine Schüler angelegt. 2004 wurde der Park mit seiner eigenen Quelle und dem Schlossteich Naturschutzdenkmal und Biosphärenreservat.

  • 1903 vererbte Albin Ackermann das Anwesen an seinen Sohn Dr. hc. Alfred Ackermann (Hofrat, Verlagsbuchhändler und Domherr in Wurzen). Seine Initialen "AA" schmücken heute noch das schmiedeeiserne Tor an der Leipziger Straße und die großen Flügeltüren am Haupteingang des Schlosses.

  • 1911 wurde der "Marienhof" erbaut, ein Wohnhaus für Rittergutsmitarbeiter (benannt nach seiner Frau Marie).

  • 1922 ünernahm Erich Ackermann die Verwaltung des Rittergutes bis zum Verkauf im Jahre 1938 an die Stadt Leipzig. Für 2,6 Millionen Reichsmark wurde das Gut und die dazugehörigen Flächen für die Ansiedlung von Industrieanlagen am neuen Elster-Saale-Kanal erworben. Gundorf wurde Stadtgut. Zur Industrieansiedlung kam es glücklicherweise nie. Der Krieg machte diese Planungen zunichte.
    Aus dem ehemaligen Rittergut und Stadtgut wurde 1948 das Volksgut Gundorf. Betrieben wurde es durch die "Staatlichen Forschungsanstalten für Landarbeit des Landes Sachsen" sowie Prof. Rosenkranz und die Landwirtschaftsakademie Berlin. Etliche Forschungsarbeiten wurden durchgeführt, die mit teilweise massiven baulichen Veränderungen einhergingen. Beispielsweise der Bau eine Biogas-Gärbehälters 1956 oder die Inbetriebnahme einer Intensivhaltung für 1000 Legehennen.

  • 1965 wurden neue Stallanlagen mit einem Karussellmelkstand errichtet, der später dann zum industriellen Hühnerstall umgebaut wurde.

  • 1990, mit dem Fall der Mauer, fielen die Flächen des Lehr- und Versuchsgutes wieder an die Stadt Leipzig zurück, die diese bis heute an eine Agrargemeinschaft und an den neuen Inhaber des Gutes verpachtete.

Im Schloss selbst und in den Nebengebäuden befinden sich insgesamt 38 Wohnungen, die an Familien vermietet werden, im Wirtschaftshof und im Holzwerk stehen 18 Gewerbeeinheiten und mehrere Garagen zur Verfügung.